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Fünf Fragen an ...

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Alumni berichten aus ihrem Berufslebem

Sie arbeiten heute als Geschäftsführer bei der FF Maschinen GmbH. Vom Studium in den Beruf, beschreiben Sie uns Ihren Weg.
Ich habe im dritten Semester ein Unternehmen für Produktentwicklung und Sondermaschinenbau gegründet, die FF Maschinen GmbH. Dadurch konnten Kommilitonen und auch ich selbst Industrieaufträge bearbeiten und unser Wissen aus dem Studium direkt einsetzen. Eines unserer ersten Projekte war eine große, NC-gesteuerte Sondermaschine für Holzbearbeitung – daran haben wir aufgrund von Planungsfehlern zwar wenig Geld verdient, aber lernten viele Praxis- und Schnittstellenthemen wie CE-Konformität, SPS-Programmierung oder Kostenkalkulation kennen. Das ganze Vorhaben erforderte einen gewissen Mut, weil zum Beispiel die letztgenannten Inhalte nicht im Studium vorkamen. Das war uns aber bewusst und so begannen wir eben mit kleineren Ansprüchen und einfacheren Projekten, bis wir sicherer wurden – so wurden aus kleineren Aufträgen immer besser geplante Projekte mit professionelleren Ergebnissen, glücklicheren Kunden und größerer Profitabilität.

Der Übergang vom Studium in den Beruf war nahtlos und die Gründung als Student die Bedingung für einen unbeschwerten Markteintritt mit dem Unternehmen.

Wie sieht Ihre typische Arbeitswoche aus?
Aktuell widme ich meine Zeit einem Intralogistik-Startup, in dem wir schwarmfähige Roboter für den Onlinehandel entwickeln. Ich arbeite als leitender Ingenieur und kümmere mich darum, dass mein Team die richtigen Themen zur richtigen Zeit bearbeitet und nichts aus den Augen verliert. Dabei erarbeiten wir Roboter, Fahrschienen, Kommunikations-/Funktechnik, Software und Energieversorgung. Ein weiteres Team kümmert sich um die übergeordnete Logik und die Schnittstellen zu z.B. Warenwirtschaftssystemen.

Dafür arbeite ich als Generalist zunächst mit den jeweiligen Fachingenieuren zusammen, um das System zu konzipieren. Dann gehe ich meistens eher in eine Projektmanagement-Rolle und ziehe mich aus der eigentlichen Umsetzung zurück – dafür zahlen wir schließlich das Know-how unserer Entwickler, da will ich Ihnen nicht mit maschinenbäuerlichen Halbwissen dazwischenfunken. Üblicherweise stößt man aber im Entwicklungsprozess auf ungeplante Herausforderungen, da arbeite ich dann mit Methodik und Kreativität auch gerne wieder inhaltlich an einem Software-Problem oder ähnlichem mit.

Grundsätzlich beginne ich montags mit einem Jourfix mit je Software- und Mechanikentwicklung, um den Überblick zu haben, wer woran arbeitet und wie wir im Zeitplan liegen. Die restlichen Tage bestehen aus inhaltlicher Arbeit mit Konstruktions- und Kreativ-Sessions, Investorenterminen, Beschaffungs- und Lieferantengesprächen, Zeit- und Budgetplanung oder Personalthemen.

Wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken, was haben Sie an Erfahrungen und Kompetenzen mitgenommen?
Ich habe eine fundierte, ingenieurwissenschaftliche Grundbildung erhalten. Das bezieht sich auf Programmierung und Logik, Thermodynamik, Festigkeits- und Konstruktionslehre, Regelungstechnik, Werkstoffkunde und weitere Fächer. Dieses Grundwissen hilft mir enorm, weil die Modellbildung gelingt und damit die wechselnden Herausforderungen, die mit jeder neuen Kundenanfrage oder auch im Projektalltag ankommen, beurteilbar werden und ich Lösungsansätze schnell prüfen kann.

Es ist aber auch klar, dass allein die Fähigkeiten aus dem Studium mich nicht dahin gebracht hätten, wo ich heute stehe. Vielmehr habe ich zuerst überlegt, was ich tun möchte und welche Fähigkeiten ich dafür brauche, um dann einen Teil der benötigten Fähigkeiten durch das Studium zu erwerben – den anderen Teil durch Praxis, Mentoren, Youtube und Hinfallen.

Welchen Ratschlag geben Sie unseren Studierenden für die Karriereplanung?
Wir Ingenieure lassen uns oft in eine Ecke stellen, in der wir als wenig kreative Nerds wahrgenommen werden. Wer sich davon beeinflussen lässt, sieht nur einen kleinen Teil der beruflichen Möglichkeiten. Für meinen Studiengang gesprochen: Wer sich als Maschinenbauer geschickt anstellt, blickt nicht nur von außen auf die anderen Bereiche des Entwicklungsprozesses, sondern kann auch in jedem anderen Teilgebiet wie zum Beispiel Software oder Markt- und Produktmanagement detailliert mitarbeiten – was vielleicht auch ein Verdienst der Pforzheimer Lehre ist.

Liebe Fakultät für Technik, wofür ich Dich schon immer mal loben wollte:
Die Grundlagen der Ingenieurwissenschaft, die am Ende über das Gelingen eines Produktes entscheiden, werden im richtigen Maß vermittelt. Gleichzeitig hat man gewisse Freiräume als Student und kann eigenverantwortlich arbeiten, zum Beispiel durch eigene Vorschläge bei den Projektarbeiten. Außerdem halte ich sehr viel von der angestrebten Verzahnung mit den kreativeren Bereichen der Hochschule wie der Fakultät für Gestaltung und dem HEED.

Und dann gibt es natürlich die Menschen, die den Alltag an der Hochschule prägen. Hier ist eine gute Mischung aus persönlicher Nähe und Offenheit für neue Impulse bei gleichzeitig professionellem Anspruch und klaren Prinzipien gelungen – das war sehr hilfreich für mich.