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Praktische Laborübungen finden virtuellen Ersatz

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Regulärer Studienablauf sicher: Studiengang Medizintechnik erstellt alternatives Konzept


Online-Vorlesungen haben sich an der Hochschule Pforzheim längst als Standard etabliert. Der Umgang mit praktischen Lehreinheiten, wie den (Gruppen-)Arbeiten in Werkstätten und Laboren, war unter den Bedingungen der Corona-Pandemie zu Beginn des außergewöhnlichen Sommersemesters aber noch ungeklärt. Der Bachelorstudiengang Medizintechnik der Fakultät für Technik hat zwischenzeitlich einen Weg gefunden, den Studierenden auch dies zu ermöglichen: Die Lehrveranstaltungen „Chemische Analytik“ für Studierende im zweiten und „Molekulare Diagnostik“ für Studierende im vierten Semester wurden aus dem erst 2019 eingeweihten, in Anbetracht der aktuellen Abstandsregelungen zu engräumigen, Analytiklabor vor dem Fakultätsgebäude entlang der Tiefenbronner Straße in den virtuellen Raum verlegt.

Wie hantiere ich mit Geräten? Wie schütze ich mich bei der Durchführung von Versuchen? Verwendete Geräte und Chemikalien des Analytiklabors spiegeln Teile der Grundausstattung sowie die Vorgehensweise in einem biochemischen Forschungslabor wider. „Wir haben uns früh die Frage gestellt, wie wir unseren Studierenden diese Lehrinhalte auch in ihr Homeoffice vermitteln können“, so Laborleiter Prof. Dr. rer. nat. Tobias Preckel. Gemeinsam hat er mit seinem Team – Professor Dr. Ulrich Heinen, Dr. Daniela Bernreuther und Dr. Karina Kober – das Unmögliche versucht: praxis- und handlungsorientierte Lehrveranstaltungen in ein digitales Format zu überführen. Dazu wurde ein alternatives Konzept aufgestellt, das das reale Labor zwar nicht vollumfänglich ersetzen kann, den angehenden Medizintechnikern aber einen „Leerlauf“ erspart: „Die Studierenden können ihr Studium wie gewohnt fortsetzen, ihre Prüfungsleistung am Ende des Semesters erzielen und auf das notwendige Wissen im nächsten Semester entsprechend planmäßig aufbauen“, so der Medizintechniker.

Wie pipettiere ich richtig? Wie schreibe ich ein Protokoll? Ulrich Heinen erklärt den Studierenden Schritt für Schritt, worauf es im Bereich der „Chemischen Analytik“ ankommt – allerdings erstmals in Form von Videoanleitungen. Kurzfristig hat das Laborteam mehrere solcher Filme zusammen mit umfangreichem weiteren Informationsmaterial auf der Online-Arbeitsplattform der Hochschule bereitgestellt. Auch wenn die chemischen Versuche nicht zu Hause durchführbar sind: Durch Video- und Fotostrecken sind sie nachvollziehbar. Die Lernplattform hält auch aufbereitete Aufschriebe früherer Semester bereit – mal müssen anhand von Fotos genaue Beobachtungen der Versuchsergebnisse nachvollzogen, mal Messdaten ausgewertet werden – wobei in den Realdaten ganz praxisnah auch Messfehler erkannt und ausgesondert werden müssen. „Im Rahmen der Laborübung ,Molekulare Diagnostik’ beschäftigen sich Studierende in diesem Semester mit der Analyse einer virtuellen Probe der Mundschleimhaut“, so Tobias Preckel. Unter anderem bearbeiten die Viertsemester im Rahmen der anderthalbtägigen Online-Lehrveranstaltung auch eine brandaktuelle Aufgabe: „Sie lernen, wie der SARS-CoV-2-Nachweis über die Genom-Analyse erfolgt.“

„Trotz der Umstände hat der online stattgefundene Laborbetrieb dazu geführt, dass ich viel über die Versuche gelernt habe, gerade Videos zu den Versuchen zeigen das Vorgehen im Labor gut. Schade ist natürlich, dass der Teil der Labore, der vermutlich am meisten Spaß gemacht hätte - nämlich die praktische Durchführung - gefehlt hat.“ Dominik Wurster, Medizintechnik

Der Austausch mit Professoren, Mitarbeitern und Kommilitonen erfolgt über Videokonferenzen sowie ein Diskussionsforum im Rahmen der Lernplattform – dass Unterhaltungen auf diese Weise festgehalten werden können, sei ein Vorteil im Hinblick auf die Prüfungsvorbereitung. Als Hauptprüfungsleistung gilt in diesem Semester das wissenschaftliche Protokoll, in dem die Studierenden jeweils in Zweier-Gruppen das Erlernte schriftlich dokumentieren. Der aktuelle Schwerpunkt auf der Theorie habe auch einen positiven Nebeneffekt: „Die Studierenden sind viel mehr auf sich gestellt, sie müssen die Inhalte wirklich durchdringen und verstehen. Der vermeintlich erleichternde Blick nach links oder rechts, auf die Versuchstische der Kommilitonen, entfällt momentan“, so Dr. Karina Kober, die die Laborantinnen und Laboranten wissenschaftlich betreut. „Was wir aber natürlich vermissen, ist der Spaß an der praktischen Arbeit mit den Studierenden – aber das wird nachgeholt, sobald die Situation es wieder zulässt.“