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Professorin Jasmin Mahadevan wird Mitherausgeberin von internationalem Fachjournal

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Professorin Jasmin Mahadevan

Qualitative Methoden: „Qualitative Research in Organizations and Management (QROM)“

 

Professorin Dr. Jasmin Mahadevan hat sich im Bereich internationaler und interkultureller Managementforschung einen Namen gemacht. Auf zahlreiche Publikationen folgte im Jahr 2020 die Leitung einer feststehenden Konferenzsparte der größten europäischen Managementforschungskonferenz „European Academy of Management (EURAM) Annual Conference“. Das aktuelle Jahr 2021 beginnt die Expertin im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim nun mit einer weiteren wissenschaftlichen Auszeichnung: Jasmin Mahadevan wurde zur Mitherausgeberin des international anerkannten Fachmagazins „Qualitative Research in Organizations and Management (QROM)“. „Dieses Methoden-Journal nun mitgestalten und qualitative Forschung gemeinsam mit tollen Wissenschafts-Kolleg*innen aus der ganzen Welt weiterentwickeln zu dürfen, empfinde ich als eine große Ehre“, so die Pforzheimer Professorin.

Welche Problematik existiert in meinem Unternehmen? Welche Fragen muss ich stellen, um diese Probleme lösen zu können? QROM richtet sich an Unternehmer, Wissenschaftler, Berater und Studierende. Das Journal gilt als Austauschplattform für Forschungsfragen im Bereich Organisation/Management unter Anwendung qualitativer Methoden. „Die qualitative Forschung beschreibt eine Methode in der Wissenschaft, um nicht standardisierte Daten zu erheben und auszuwerten. Dabei wird meist eine kleine, nicht repräsentative Stichprobe herangezogen, mit dem Ziel, tiefere Einblicke in Entscheidungskriterien und Motivationsstrukturen zu gewinnen“, so Jasmin Mahadevan. Verschiedene Formen von Interviews, Gruppengespräche oder Beobachtungsmethoden, wie etwa die ethnographische Feldforschung, gehören zu den qualitativen Forschungsmethoden. Die daraus hervorgehenden Resultate und Antworten werden kontextbezogen interpretiert und nicht quantitativ dargestellt. Die qualitative Forschung bildet somit Informationen ab, die sich nicht direkt messen lassen, sondern eher die Hintergründe einer Thematik beschreiben. „Für Management und Organisationen sind qualitative Methoden also immer dann relevant, wenn es nicht klar ist, welche Fragen sich die Beteiligten überhaupt stellen sollen, also, wenn unklar ist, wo eigentlich das ‚Problem‘ und somit die eigenen blinden Flecken liegen. Das ist insbesondere im internationalen und interkulturellen Kontext sehr oft der Fall, da die Situation ja komplex und nur schwer überschaubar ist“, so Jasmin Mahadevan, die derartige Probleme aus der eigenen Praxis als interkulturelle Beraterin und Trainerin für die technische Industrie kennt. Reflexivität ist eines ihrer Kernthemen in der qualitativen Forschung. Hierzu war sie beispielsweise als Gastreferentin an der Stockholm School of Economics tätig. Im Rahmen des Forschungsseminars „Acting in an uncertain world by creating scientific knowledge“ führten Master-Studierende hier aus unterschiedlichen Ländern in interdisziplinären Teams ein Praxis-Forschungsprojekt bei Unternehmenspartnern durch. Ziel des Projekts war es, Methoden der Managementforschung so einzusetzen, dass sie einen praktischen Beratungsnutzen für das jeweilige Unternehmen haben.

Als neue QROM-Mitherausgeberin ist Jasmin Mahadevan auch zugleich die erste deutsche Vertreterin innerhalb des internationalen Journal-Teams. „Zu den Aufgaben der Herausgeber*innen gehört die Steuerung des Review- also Begutachtungsprozesses. Das heißt, ich leite eingereichte Beiträge, die in meine Expertise fallen, zur Begutachtung an Expertinnen und Experten weiter. Deren Gutachten wiederum muss ich anschließend prüfen, ebenso die dahingehend von den Autorinnen und Autoren überarbeiteten Versionen ihrer Texte. Erst am Ende dieser sehr strengen wissenschaftlichen Qualitätskontrolle kann eine Veröffentlichung in unserem Journal erfolgen – oder eben nicht“, gibt die Professorin einen internen Einblick. „Voraussetzungen für eine solche Arbeit sind also ein gutes Netzwerk, um geeignete Reviewer auszuwählen und zu motivieren, sowie ein guter Überblick über das Fach und den Stand der Methoden, um Paper zu bewerten und die Gutachten auch einschätzen zu können.“

Qualitative Methoden wendet Jasmin Mahadevan auch in ihrer eigenen Lehre an. In der Veranstaltung „Verantwortung in der Systementwicklung“ im Masterstudiengang „Mechatronische Systementwicklung“ vermittelt sie beispielsweise, mit welchen Methoden verantwortungsbewusstes Handeln in Entwicklungsteams gefördert und bewertet werden kann. Für die Anwendung und Auswertung qualitativer Methoden wurden drei ihrer ehemaligen Studierenden des Bachelorstudiengangs „Wirtschaftsingenieurwesen / International Management“ außerdem mit dem Research Excellence Award 2020 der Hochschule, Kategorie Studierende, ausgezeichnet. Sie hatten unter Anleitung von Professorin Mahadevan im Vertiefungsfach Intercultural Engineering den Lebenswegen von Personen mit Einwanderungsgeschichte nachgespürt. Zielsetzung war es, bislang unerkanntes Erfahrungswissen aufzudecken. „Qualitative Methoden versetzen uns also in die Lage, ‚in den Schuhen anderer zu gehen‘; sie ermöglichen den Perspektivwechsel und das Aufdecken und Verstehen vormals unbekannter ‚Logiken‘. Darin liegt ihre große Stärke als Praxismethode für Management und Unternehmen unter der Bedingung des permanenten Wandels und unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedingungen“, so die Pforzheimer Professorin.

Jasmin Mahadevan ist Professorin für Internationales und interkulturelles Management und Expertin für ethnographische Methoden sowie Reflexivität im qualitativen Forschungsprozess. Zu letzterem gestaltete sie unter anderem an der renommierten Stockholm School of Economics ein Master-Modul im Management-Bereich. Im Rahmen des Forschungsseminars „Acting in an uncertain world by creating scientific knowledge“ führten Master-Studierende hier aus unterschiedlichen Ländern in interdisziplinären Teams ein Praxis-Forschungsprojekt bei Unternehmenspartnern durch. Ziel des Projekts war es, Methoden der Managementforschung so einzusetzen, dass sie einen praktischen Beratungsnutzen für das jeweilige Unternehmen haben. Jasmin Mahadevans Artikel „Reflexive guidelines for writing organizational culture“ (Mahadevan, J. (2011), Qualitative Research in Management and Organizations, 6 (2): 150-170), auf dem das Modul weitgehend basiert, wurde 2012 mit dem „highly commended award“ des Emerald Literati Netzwerkes ausgezeichnet, der die drei besten Zeitschriftenartikel eines Jahres würdigt.