Medizintechnik: Student untersucht Anwendung einer automatisierten Insulinpumpe
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Ergebnisse der Bachelorarbeit von Chris Eichhorst in Fachmagazin veröffentlicht
Automatisierte Insulinpumpen sollen durch kontinuierliche Messung des Glukosespiegels und eine automatisierte Insulinabgabe deutlich stabilere Glukoseverläufe und damit eine Verbesserung der HbA1c-Langzeitwerte bei den Anwendern erzielen. Wie alltagstauglich diese wirklich sind und ob sie die Lebensqualität der Patienten im Vergleich mit herkömmlichen Modellen tatsächlich steigern, das untersuchte Chris Eichhorst im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Bachelorstudiengang „Medizintechnik“ der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim. Der 24-jährige Absolvent befragte hierzu über den Zeitraum von zwei Monaten 30 Patienten mit Typ-1-Diabetes in einer Diabetologie-Praxis. Ziel der Umfrage war die Ermittlung von Einschränkungen, mit denen Anwender automatisierter Insulinpumpen sich konfrontiert sehen. Chris Eichhorst stellte verschiedene Fragen zum Umgang mit Diabetes, zu Methoden der Applikation von Insulin und zu Möglichkeiten der Verbesserung der Lebensqualität. Unter den Teilnehmern im Alter zwischen 21 und 77 Jahren waren 13 Männer und 17 Frauen. Aus den Umfrageergebnissen leitete er verschiedene Experimente zur weiteren Untersuchung ab. Zum Beispiel stellt für 50 Prozent der Befragten die Limitierung der Körperstellen Bauch und Oberarm zur Glukosemessung eine starke Einschränkung dar: „Ich habe also über den Zeitraum von zwei Wochen getestet, ob der an der Brust angebrachte Sensor für eine mindestens genauso gute Funktion der Insulinpumpe sorgen konnte, wie der Sensor am dafür vorgesehenen Oberarm“, so Chris Eichhorst. Über den gesamten Zeitraum hatte er unter anderem die erfassten Glukosewerte an neun über den Tag verteilten Zeitpunkten mit Referenzmessungen in Form von Blutzuckermessungen am Finger verglichen. „Die Ergebnisse waren konstant genauso gut oder sogar besser als bei der Messung über herkömmliche Körperstellen.“
Ein weiteres Umfrageergebnis, das die Nutzung automatisierter Insulinpumpen empfiehlt: „50 Prozent der Befragten führen sich vor dem Schlafen absichtlich zu wenig Insulin zu, weil sie Angst vor Unterzuckerung haben. Damit riskieren sie aber acht Stunden, also ein Drittel des Tages, eine Überzuckerung, also erhöhte Blutzuckerwerte. Mit der automatisierten Insulinpumpe ist dieses zusätzliche Gesundheitsrisiko gebannt“, so der 24-jährige Absolvent.
Bei der herkömmlichen Insulinpumpe wird eine zuvor mit dem Arzt festgesetzte Menge stündlich abgegeben. Die automatisierte Insulinpumpe empfängt die Glukosewerte durch einen Sensor und kann flexibel auf diese reagieren: Steigt der Glukosespiegel an, fängt die Pumpe an, mehr Insulin abzugeben. Sinken die Werte ab, wird die Abgabe heruntergefahren. „Man braucht also keine Voreinstellungen mehr. Ein täglich variierendes Insulin-Profil hat zur Folge, dass man sich fitter fühlt. Das gilt auch für die Nacht: Man kann erholter schlafen und aufwachen“, so der junge Medizintechnik-Ingenieur.
„Die Ergebnisse der Experimente, die Herr Eichhorst in Folge der Umfrage durchführte, zeigen, dass eine automatisierte Insulinpumpe zu verbesserten Glukoseverläufen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes führt und dass einige Einschränkungen bei den Patienten ohne ein solches System durch das Anwenden einer automatisierten Insulinpumpe beseitigt werden können“, fasst Prof. Dr. rer. nat. Tobias Preckel die Untersuchung seines ehemaligen Studenten zusammen.
Aufgrund der Relevanz von Chris Eichhorsts Untersuchungen wurden Teile der Arbeit als Fachartikel in der Fachzeitschrift „mt / medizintechnik", einem Organ für den Fachverband Biomedizinische Technik e.V. (fbmt), den Bundesverband der Sachverständigen für Medizinprodukte e.V. (BSM) sowie die VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences, veröffentlicht.