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Wirtschaftsingenieurwesen: Workshop International Management Skills

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50 Studierende erproben die virtuellen Kompetenzen der Zukunft – lokal und global

 

Drei Monate Vorbereitung, elf Workshops in fünf Tagen, 50 Studierende und tolle Ergebnisse: Studierende des Bachelorstudiengangs „Wirtschaftsingenieurwesen / International“ haben sich während der vorlesungsfreien Zeit und zu Beginn dieses Wintersemesters intensiv mit innovativen Formen der globalen Zusammenarbeit auseinandergesetzt – und diese auch live erlebt. „Die Handlungsfelder des internationalen Managements haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt, und damit auch die Anforderungen an die Kompetenzen, die unsere Studierenden heute und für die Zukunft benötigen", so Prof. Dr. Jasmin Mahadevan, die den „Workshop International Management Skills“ leitete. „Während es noch vor 20 Jahren primär um die Zusammenarbeit zwischen Ländergrenzen ging, und physische Präsenz in anderen Kulturen, so sehen wir heute eine stark technologisierte und vernetzte Welt, in der der interkulturelle Arbeitsplatz quasi an jedem Ort des Globus‘ liegt. Außerdem werden die Biografien der handelnden Personen kulturell gesehen immer komplexer – deswegen greifen die einfachen Schemata von Länderkulturen nicht mehr.“

During this course I have learned valuable skills and methods for the management of international projects. I think that the insights from different cultures will help me better adjust my “way of doing things” when working internationally. The experience of working in virtual teams was also important, as there will be a lot more such work in the future. David Velek

Corona-bedingt hatten sich in diesem Semester fast doppelt so viele Studierende für das Pflichtseminar am Ende des Praxissemesters angemeldet wie üblich: 50 statt der eigentlich geplanten Gruppengröße von 25. „Es gab viele Verschiebungen im Studienablauf, und ich wollte es allen ermöglichen, unter den erschwerten Bedingungen zu einem guten Studienergebnis zu kommen. Aber da ist es natürlich unmöglich, einen interaktiven Workshop zu machen“, so Prof. Dr. Mahadevan. Sie beschloss also, aus der Not eine Tugend zu machen, und den Workshop auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben: virtuelle Interaktion statt klassischer Rollenspiele. „Das war schon ein Risiko – ich war mir nicht sicher, ob das umsetzbar ist“, so die Dozentin, die aus ihrer vorherigen Tätigkeit als interkulturelle Trainerin zwar viel Erfahrung mit interaktiven Formaten und ungewissen Rahmenbedingungen mitbringt, „aber virtuell und mit einer so großen Gruppe habe ich das noch nie gemacht“.

Even during this course, we were lucky no only to speak about global collaboration, but really to have the experience since all my group members had a different cultural background than mine and one of our members started the course in Mexico before coming to Germany. So, we were able to experience at first hand geographic disperse meetings, and also we felt the urgency to reflect on time zones. And of course, it is important to analyze the tools that you plan to use since every tool has a different efficacy or depth of teaching. Carlos Andres Prado Villarreal

Daraus entstand im Juni 2020 ein ambitioniertes Kursdesign: 50 Studierende, aufgeteilt in elf Teams, arbeiteten drei Monate lang „remote“ und selbst-gesteuert an der Vorbereitung der eigentlichen Workshop-Woche Ende September. Dabei wurden sie von Prof. Dr. Mahadevan in abendlichen virtuellen Feedback-Sitzungen unterstützt und begleitet. „So hat sich eine tolle Wissensbasis für die Workshop-Woche entwickelt“, so die Dozentin. Als gemeinsame virtuelle Plattform wurde von ihr „padlet“ ausgewählt, ein virtueller Raum, in dem Leistungen, Denkprozesse und Materialen großer Gruppen erarbeitet, dokumentiert, kommentiert und reflektiert werden können. Jede Gruppe bekam einen Platz, um dort ihren Workshop vorzubereiten und Materialien zur Verfügung zu stellen. „Nicht nur die Nachfrage des Lehrangebots, sondern auch die Arbeitsergebnisse der Studierenden waren überdurchschnittlich“, so die Expertin für internationales und interkulturelles Management. Das zeige auf, wie gut die Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim sowohl in der „virtuellen Internationalität“ als auch in der Online-Lehre aufgestellt sei.

Das finale Endziel der remote-Phase war das Gestalten eines Workshops zu aktuellen Themen des internationalen Managements in Kleingruppen. Jede Studentin und jeder Student erlebte live, wie es ist, ein virtuelles Team zu führen, und nahm an fünf Workshops teil. „Das war am Anfang schon ein komisches Gefühl“, so ein Teilnehmer, „aber dann wurde es irgendwie normal“. An jedem Tag liefen zwei Workshops parallel, und die Studierenden arbeiteten teilweise in bis zu zehn virtuellen Räumen parallel, unterstützt von Prof. Dr. Mahadevan und ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Iuliana Ancuƫa Ilie. „Es war eine unglaublich intensive Atmosphäre und ein tolles menschliches Miteinander – trotz oder vielleicht gerade wegen der virtuellen Umgebung“, so die Dozentin, „und genau das hatte ich mir erhofft.“
Padlet erwies sich dabei als ein Glücksgriff: wenn einige Studierenden beispielsweise Verbindungsprobleme hatte, fanden sie auf padlet stets alle Informationen, um sich wieder nahtlos in den Workshop einzufügen. „Das haben die Studierenden wirklich toll hinbekommen, und sich auch große Mühe gegeben, ihren padlet-space zu befüllen“, so die Dozentin, „das geht weit über eine unbenotete Prüfungsleistung und drei ECTS hinaus“.

As virtual environments for sure will shape international management in the (near) future -intensively already having started a few months back due to the Covid-19 pandemic- it is important to be part of this movement and take it as a real (cross-cultural) learning opportunity. Especially the workshop week was a good chance to try (new) things out, to step out of one’s comfort zone and to experiment. For me personally, I got to know and could experiment with new tools, such as Padlet/ Pingo, that helped the participants to become interactive and bring together knowledge efficiently. Pia Weber

Die Workshop-Woche selbst Ende September bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Themen auszuwählen. „Ich hatte eine moodle-Umfrage unter den Studierenden gemacht, und so deren Vorwissen und Interessen herausgefunden – so konnte ich sicher sein, dass die Themen zu den Studierenden passen, was natürlich die Motivation gefördert hat“, so die Dozentin. Dieser Ansatz basiert auf dem Prinzip des „problem-orientierten Lernens“, ein Ansatz zum eigenverantwortlichen, aktiven Lernen, der sich sehr gut für virtuelle, heterogene und diverse Teams eignet, und der von den Studierenden in ihren Workshops ebenfalls anzuwenden war. „Letztendlich führt das dazu, dass ein „wow-Effekt“ einsetzt, alle sich mit dem Thema identifizieren, alle mitziehen, und die Diversität der Kompetenzen und Interessen in einer heterogenen Gruppe nicht nur toleriert, sondern genutzt wird“, so Prof. Dr. Mahadevan

Die erste Reihe von Workshops beinhaltete integrative Management Kompetenzen - „Language Management“, „Cross-Cultural Communication“, „Identities in Global Work“, „SustainableLeadership“, „Global Leadership“ oder „The Challenge of International assignments“. Die zweite Workshop-Reihe fokussierte sich auf relevante Märkte – die so genannten BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China). Die Zielsetzung dabei war, sich sowohl auf länderspezifische, als auch auf länderübergreifende Erkenntnisse und Methoden zu konzentrieren. „Sonst ist ja immer die Gefahr, dass ein Schubladen-Denken einsetzt, und die Studierenden nur noch in Länderunterschieden denken – dabei gibt es ja auch genügend Gemeinsamkeiten in einer globalisierten Welt“, so die Dozentin. Um diese Erkenntnisse zu vermitteln, nutzen die Studierenden eine Vielzahl von Technologien und Tools – virtuelle Mindmaps, Quiz, Chat usw. und wurden in der eigenen Workshop-Gestaltung kreativ. Die Gruppe „Indien“ beispielsweise führte ein Interview mit einer Inderin und zeichnete dieses auf, um nicht nur ‚über‘, sondern mit Vertreter*innen der Zielkultur zu sprechen – über Themen wie Kastenwesen, Modernität und IT-Industrie.

Schlussendlich wurde so – quasi „nebenbei“ – das Kernprinzip des heutigen interkulturellen Managements umgesetzt: Nämlich Diversität nicht nur zu überwinden, sondern als positive Ressource zu nutzen: Zur Schaffung von Komplementarität und Synergien. „Denn genau so entsteht auch in der virtuellen internationalen Welt Zusammenhalt und Miteinander – das kann man in Zeiten von Corona auch auf lokale Kontexte übertragen. Ich denke, das Risiko hat sich gelohnt: Wir haben es geschafft, auch für mich eine unglaublich bereichernde Erfahrung“, so das Fazit der Dozentin. „Danke an alle Studierenden für diesen Motivationsschub.“

Das Seminar „International Management Skills“ richtet den Blick nach Brasilien, Indien, Russland und China. Die Studierenden befassen sich vor den jeweiligen geografischen und kulturellen Hintergründen mit Themenkomplexen wie „Language Management“, „Cross-Cultural Management“, „Identities in Global Work“, „Sustainable leadership“, „Global leadership“ oder „International assignments“. Im Juli 2020 erfolgte die Aufgabenstellung, daran anschließend bearbeiteten die Kleingruppen ihre jeweiligen Unterthemen in Eigenregie – unter wissenschaftlicher Begleitung von Jasmin Mahadevan und ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Iuliana Ilie. In der Woche vom 28. September bis 2. Oktober 2020 wurden die Arbeitsergebnisse im Rahmen von Online-Präsentationen vorgestellt. „Von der theoretischen fachlichen Grundlage bis zur Organisation einer Arbeitsgruppe im virtuellen Raum hin zur Abschlusspräsentation sowie anschließenden Feedbackgesprächen mit den Betreuerinnen sowie allen Kommilitonen – Leistung und Lerneffekt im Seminar waren enorm“, so Iuliana Ilie.

Theoretische Grundlagen des IMS-Seminars waren unter anderem Publikationen der leitenden Professorin selbst: „A Very Short, Fairly Interesting and Reasonably Cheap Book about Cross-Cultural Management“ (2017) sowie „Cases in Critical Cross-Cultural Management” (2020), ein aktuelles Fallstudienbuch zum interkulturellen Management. Die Lehrveranstaltung erfolgt in englischer Sprache.

Zu den vorbereitenden Aufgaben der Studierenden zählten Essays zu Fragestellungen wie „Vertrauen ist eine komplexe Angelegenheit. Denken Sie einen Moment darüber nach, wem sie am meisten vertrauen? Warum trauen sie ihm oder ihr? Vertrauen Sie diesen Menschen in allen Lebensbereichen oder manchmal nur hinsichtlich bestimmter Aspekte?“ oder „Reflektieren Sie die Herausforderungen, die Ihnen im Rahmen Ihrer Arbeit in einem multikulturellen Team begegnet sind? Inwieweit standen diese Herausforderungen in Zusammenhang mit Kommunikation, Vertrauen und Konflikt? Wie konnten Sie die Probleme lösen?“ zu antworten.