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Forschungskonsortium zeigt erstmals „SORT4CIRCLE®“-Kombinationsanlage zur Verbesserung des Kunststoffrecyclings

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Projektergebnisse des BMBF-Forschungsprojekts „Tasteful“ wurden in Freiburg beim Technologieunternehmen Polysecure erfolgreich im Rahmen eines Industrieworkshops präsentiert

 

Das Sammeln und Verwerten von Kunststoffverpackungen wird in Deutschland seit den 1990er Jahren durchgeführt, aber dennoch wird heute noch mehr als die Hälfte der gesammelten Kunststoffe verbrannt. Eines der zentralen Hindernisse für die deutliche Verbesserung der Kreislauffähigkeit von Kunststoffen, deren wichtigstes Anwendungsfeld Verpackungen sind, ist die Erkennung und Separierung der eingesetzten Kunststoffarten und -verbunde.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Tasteful: Tracer-Based-Sorting – ein effizientes und flexibles Sortier- und Recyclingsystem für Kunststoffe“ wird eine Kombination aus zwei neuartigen Ansätzen untersucht: Ein Projektkonsortium führte die auf Fluoreszenz-Tracern basierende Erkennung von Kunststoffverpackungen mit Methoden des maschinellen Lernens und der Bilderkennung in einer Demonstrationsanlage zusammen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert diese Forschungsarbeiten durch die mittelstandsorientierte „KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz“-Fördermaßnahme. Ein Projektkonsortium rund um das Freiburger Unternehmen Polysecure gemeinsam mit der Hochschule Pforzheim, dem Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV (Augsburg), dem Institut für Mikrostrukturtechnologie des KIT (Karlsruhe) und HD Vision Systems GmbH (Heidelberg) forscht gemeinsam, um Kunststoffe besser erkennen und sortieren zu können.

Zum Vorhabensende wurde nun am Firmensitz von Polysecure ein Industrieworkshop durchgeführt, um die erreichten Ergebnisse darzustellen und die von Polysecure entwickelte Sort4Circle-Demonstrator-Sortieranlage erstmals öffentlich zu präsentieren. In der Verwertungspraxis können mit Tracern bzw. gemäß SORT4CIRCLE® markierte Artikel aus dem Abfallstrom identifiziert und abgetrennt und hochwertige, sortenreine oder sogar typenreine Stoffe für die Verwertung aussortiert werden. SORT4CIRCLE® leistet damit einen erheblichen Beitrag zur Ausweitung des werkstofflichen Recyclings.

„Mit unserer Demonstratoranlage können wir bereits 21 Marker-Codes zuverlässig differenzieren“, so der Verbundkoordinator Markus Reisacher. „Dabei erreichen wir eine Detektionsquote von über 99 %.“ Aber nicht nur die Erkennung, auch die tatsächliche Trennung von Kunststoffteilen wurde am Beispiel einer Demonstratoranlage für die Einzelablage von Verschlüssen dargestellt. „Aber Fluoreszenztracer sind in ihrer Anwendung nicht auf die Erkennung von Kunststoffen beschränkt. Sie können unter Nutzung der Particle-Fingerprint-Technologie auch zur Identifizierung von Produkten genutzt werden“, betont der Vorhabenskoordinator.

Rund zwanzig Vertreter von Industrieunternehmen, großen Markenherstellern sowie von Forschungseinrichtungen und auch Abfallwirtschaftsbehörden folgten der Einladung und diskutierten Möglichkeiten der Technologie-Umsetzung in verschiedenen Branchen und Anwendungskontexten. Die Besucher aus den Bereichen Herstellung, Handel und Entsorgung sowie Verwaltung bildeten damit ein professionelles Forum, das neben technischen auch organisatorische und politische Fragestellungen zur Umsetzung diskutierte. „Die Zeit ist reif für grundlegende Neuansätze für das Recycling. Von der EU aus Brüssel kommen wichtige Signale, und wir können mit innovativen Ansätzen aus Deutschland viele Antworten auf die dringenden Fragen der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft geben“, ist sich Jochen Moesslein, Geschäftsführer von Polysecure, sicher.

Weitere Informationen gibt die Projekt-Website unter www.hs-pforzheim.de/tasteful.

 

Hintergrundinformationen zur Tracer-Based-Sorting-Technologie

Grundlage der im Projekt Tasteful untersuchten Möglichkeit der Sortierung von Abfällen ist die Tracer-Based-Sorting-Technologie. Sie wurde vom Projektpartner Polysecure GmbH entwickelt und patentiert und soll es ermöglichen, insbesondere Kunststoffverpackungen, aber auch technische eingesetzte Kunststoffe, gezielt in hochwertige sortenreine Fraktionen zu separieren, um ein qualitativ hochwertiges werkstoffliches Recycling zu ermöglichen. Die fluoreszierenden Tracerpartikel werden bereits bei der Herstellung in die Kunststoffverpackung oder auf das Etikett eingebracht. Die Fluoreszenz der Tracerpartikel ist unter natürlichen Umständen für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar und erfordert eine speziell definierte Anregung im Infrarotbereich, um sichtbar zu werden.