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AutomationML: Das Schweizer Taschenmesser für den Datenaustausch

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Professor Rainer Drath. (Foto: Privat)

Professor Rainer Drath. (Foto: Privat)

Pforzheimer Professor Dr.-Ing. Rainer Drath veröffentlicht Lehrbuch

 

Professor Dr.-Ing. Rainer Drath veröffentlicht mit „AutomationML“ ein neues Lehrbuch für Studium und Praxis im De Gruyter Verlag. Thematischer Schwerpunkt ist das von ihm mitentwickelte neutrale XML-basierte Datenaustauschformat „AutomationML“. Dieses verknüpft alle beteiligten Werkzeuge industrieller Automatisierungssysteme digital miteinander, ohne dass deren Datenmodelle harmonisiert werden müssen. Das „Schweizer Taschenmesser für den Datenaustausch“ sei ein Meilenstein am Markt, so der Experte. Entwickelt wurde und weiterhin optimiert wird es unter dem Dach des Vereins AutomationML e.V. Die im September 2022 erschienene Publikation sei „das erste AutomationML-Lehrbuch weltweit“, erklärt Rainer Drath, der die beschriebene Industrie 4.0-Technologie am Pforzheimer Campus für Bachelor- und Masterstudierende der Fakultät für Technik lehrt. 

Digitalisierung ist in aller Munde – dennoch verfügen nach wie vor die wenigsten Unternehmen über einen vollständigen digitalen Produktkatalog oder durchgängig digitalisierte Engineeringprozesse. Dabei werden die Prozessketten für das Engineering von Anlagen zunehmend komplexer. Bei der Bewältigung aller Planungsschritte, von der Idee bis zur Inbetriebnahme, entstehen immer größere Datenmengen, die zwischen den beteiligten Werkzeugen abgestimmt werden müssen. Dieser Datenaustausch zwischen Softwaresystemen stellt die Branche vor große Herausforderungen und Kosten: „Aktuell sprechen die meisten Planungswerkzeuge keine gemeinsame Sprache, viele Daten müssen in der Praxis händisch aufeinander abgestimmt werden, was zeitintensiv und fehleranfällig ist“, so Rainer Drath.

Sein Lehrbuch „AutomationML“ ist konzipiert wie eine Vorlesung: Anhand vieler praktischer Übungen und mehr als 280 Illustrationen wird das Datenaustauschformat schrittweise eingeführt und praktisch geübt. „Falls in der Klausur die Anwendung von AutomationML im Vordergrund steht, ist dieses Buch in der Prüfung im Sinne einer Open-Book-Prüfung als erlaubtes Hilfsmittel empfehlenswert“, so der Experte. Sein Werk ist das erste deutsche Lehrbuch über CAEX und AutomationML und zugleich sein viertes Fachbuch. Neben einer Einführung in die Modellierungsphilosophie, Architektur und Sprachelemente, enthält es auch Empfehlungen für den praktischen Einsatz von AutomationML. Die Musterlösungen zu den Übungsaufgaben stehen online zum Download zur Verfügung.

Längst, so Rainer Drath, sei das neue Datenformat im Markt angekommen: „Zahlreiche große und kleine Firmen, Hochschulen und Universitäten sowie Gremien arbeiten bereits erfolgreich mit AutomationML.“

Die AutomationML-Initiative wurde 2006 zunächst als offenes industrielles Konsortium ins Leben gerufen. Seit 2009 fungiert das Netzwerk als eingetragener Verein mit zwischenzeitlich 56 Mitgliedern, darunter Unternehmen wie die BMW Group, die Daimler AG, die KUKA Deutschland GmbH, die ABB Group, Siemens Automation and Drives oder die Volkswagen Group sowie Forschungseinrichtungen, darunter seit 2017 auch die Hochschule Pforzheim.

Im Rahmen seiner Professur für den Masterstudiengang „Mechatronische Systementwicklung“ lehrt Rainer Drath seit dem Wintersemester 2017/18 u. a. System- und Software-Engineering, Messtechnik mechanischer Größen, Versuchstechnik, Elektrotechnik und Funktionale Sicherheit an der Fakultät für Technik. Er studierte von 1990 bis 1995 Elektrotechnik/Automatisierungstechnik an der TU Ilmenau. Seine anschließende Promotion (1996 – 1999) „Modellierung hybrider Systeme auf der Basis modifizierter Petri-Netze“ erfolgte im Rahmen des DFG-Forschungsprojektes KONDISK. Im Rahmen eines Auslandsaufenthalts setzte Rainer Drath seine Arbeiten am Human Genome Center Tokyo fort.